von Michael Seehoff, veröffentlicht 23.08.2019
http://www.lerchenflug.de/elsternest/ein-ungewoehnlicher-blick-auf-nepal/
© Herbert Grammatikopoulos
© Herbert Grammatikopoulos
Im Theaterhaus Stuttgart stellt derzeit der Fotograf Herbert Grammatikopoulos seine Bilder zu Nepal aus. Herbert Grammatikopoulos hat Kulturwissenschaften und Ethnologie studiert und sein Blick auf diese fremde Kultur ist ein genauer und einer, der die Menschen in ihrer Würde erfasst. Die Bilder stammen wesentlich aus den Jahren seines Aufenthaltes in Nepal, von 2004 bis 2007.
In diesem Zeitraum war Nepal geprägt von einem Bürgerkrieg. Von 1996 bis 2006 kämpfte die Kommunistische Partei Nepals (Maoistisch) gegen die hinduistische Monarchie und das hinduistische Kastensystem. Die Hauptstadt wurde 2004 von den Maoisten mehrfach für einige Tage völlig von der Außenwelt abgeschnitten oder wichtige Überlandverbindungen unterbrochen.
Thema seiner Fotoarbeiten in Farbe und Schwarz/Weiß sind neben ästhetisch beeindruckenden Landschaftsaufnahmen vor allem religiöse Riten, die eindrucksvolle Architektur und Szenen aus dem alltäglichen Leben der Menschen im Transit von einer traditionellen Lebensweise hin zu einer sogenannten ‚modernen‘ und den daraus resultierenden, gelegentlich kurios anmutenden Widersprüchen.
© Herbert Grammatikopoulos
Immer wieder fängt er auf beeindruckende Art Bewegungen ein, seien es Spuren im hohen Schnee oder schemenhafte Szenen in einem Tempel.
© Herbert Grammatikopoulos
Wenn er im Tempel die dort laufenden Frauen fotografiert, hat man den Eindruck, Geister würden durch sein Bild schweben. Und sind es nicht Geister und Götter, die den Alltag der Menschen in Nepal maßgeblich mit gestalten?
Es scheint, als wache ein aufmerksamer Gott über das Spiel der Kinder. Die im Hintergrund sitzenden Männer haben diesen Schutz nicht mehr so nötig, wie die heranwachsenden, im Spiel vertieften Kinder.
© Herbert Grammatikopoulos
Im krassen Gegensatz zu den dynamischen Aufnahmen stehen Landschaftsaufnahmen, die in ihrer klaren Linienführung zum meditativen Verweilen vor dem Bild einladen.
© Herbert Grammatikopoulos
Immer nimmt er mit seiner Kamera die Menschen in den Blick. Wie hier, wo die ganze Bürde der unter schwierigen Bedingungen arbeitenden Frauen gezeigt wird. Sein Blick auf die Szenen ist nie voyeuristisch sondern geprägt von Einfühlungsvermögen in die Lebenswirklichkeiten der Menschen. Sein mehrjähriger Aufenthalt in Nepal hat diese Haltung sicher erst ermöglicht.
© Herbert Grammatikopoulos
Die umfangreiche Ausstellung der Fotos von Herbert Grammatikopoulos umfasst folgende Themenbereiche:
1. Landschaftsaufnahmen: Sie vermitteln Eindrücke der grandiosen, die
wenigen Menschen umgebenden Raums, und deren ästhetische
Anziehungskraft, die so ursächlich als vielfältige Projektionsfläche
dient.
2. Momentaufnahmen religiöser Riten und aus dem Alltag von Mönchen und Pilgern.
3. Aufnahmen der mittelalterlichen Stadtanlagen und Details der kunstvollen klerikalen Architektur.
4. Szenen aus dem alltäglichen Leben im Transit von einer traditionellen
Lebensweise zu einer modernen und den daraus resultierenden,
gelegentlich kurios anmutenden Widersprüchen.
Es lohnt sich, Zeit mitzubringen, um einzutauchen in die fremde Welt, die Herbert Grammatikopoulos uns hier präsentiert.
Das ist noch möglich bis zum 30. September 2019 während der Öffnungszeiten des Theaterhauses. (Täglich von 10:00-21:30 Uhr)